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stand der Zerstörungswut der barbarischen Landeskinder, und die
Bendomesäule, die man wirklich umgestürzt hatte, gelang es später
wieder aufzurichten und in ihren ehernen Tafeln zusammenzufügen.
Ähnlich wie in Napoleon Vendee konnte man übrigens auch hier
recht den Wankelmut der Menge und die wechselnden historischen
Geschicke Frankreichs studieren. Ursprünglich schmückte das der
Trajanssäule nachgeahmte Monument mit seinen an die Thaten
von 1805 erinnernden Bronzeplatten die Statue Napoleons I., dann
wurde diese in den realistischen Zeiten durch eine riesige Lilie er-
setzt, und gegenwärtig sieht wieder ein Napoleonsbild* herab auf das
Straßengetümmel. Der zweite Zertrümmerer des alten Paris, aber
diesmal in wohlmeinender Abficht und in der Aufgabe eines Wohl-
thäters der Stadt, war der Kaiser Napoleon Iii. Die alte Stadt
war nicht schön, und es galt, mit eiserner Faust und eisernem Besen
in dem Gewirr der Straßen und Gäßchen Wandel zu schaffen und
eine Stadt der Paläste hinzuzaubern. Diese Absicht ist setzt erreicht;
Paris ist eine der schönsten Städte geworden. Und der größte Schmuck
der Stadt sind die Boulevards, die sich entlang der alten Umfaffungs-
mauer hinziehen, schöne breite Straßen mit Alleen in der Mitte und
eingefaßt von Palästen. Sie umsäumen von der Kirche Maddeine
her im Norden die Stadt, 11 Straßen hintereinander, wie in einer
Kette sich aneinander schließend. Und wiederum in dem Glanz und
der Pracht dieser Straßen schießt den Vogel ab an luxuriösester Aus-
stattung und an Großartigkeit des Verkehrs der boulevard des Ita-
liens, „das eigentliche Rendezvous der Pariser feinen Welt". — In
Paris ist es ein eigen Ding; mitten aus der zauberhaftesten Um-
gebung, aus Ortlichkeiten, die geschmückt sind mit allen Reizen der
Natur und erfüllt mit dem lebendigsten, frisch pulsierenden Leben,
steigen wie Gespenster die schreckhaften historischen Erinnerungen auf
und rufen uns Scenen ins Gedächtnis, die zu den abscheulichsten
in der Geschichte gehören. Am ästende der Stadt, wo setzt die Juli-
säule ragt, lag früher der düstere Vau der Bastille, und man wird
hier an den 14. Juli 1789 erinnert, wo die Volksmassen diese
Zwingburg des Despotismus erstürmten; von der Kirche S. Germain
Auxerrois ertönte das Signal in der Bartholomäusnacht 1572; das
scheußlichste Mordfest begann, und man berechnete schließlich, daß
2000 Hugenotten in Paris und etwa 20000 weiter in ganz Frank-
reich von den fanatifierten Katholiken ermordet feien. Am äugen-
fälligsten tritt der Kontrast einer reizvollen Gegenwart und einer
schaurig-düstern Vergangenheit uns entgegen in der Place de la
Concorde. Man nennt ihn den schönsten Platz der Welt. Mitten
zwischen dem Tuileriengarten, den champs Elysees, von wo es
hinausgeht in das berühmte bois de Boulogne, der Seine und den
beginnenden boulevards gelegen, geschmückt mit dem Obelisken von
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons_I. Napoleon Germain
Auxerrois
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Paris Paris Paris Frank- Boulogne
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gezogenen Truppen rasch zu dem ausbrechenden Koalitionskriege
gegen Österreich und Rußland verwenden durfte. Nelsons Seesieg
bei Trafalgar gab nachträglich noch das beste Zeugnis, daß Napo-
leons stolze Pläne wahrscheinlich jämmerlich gescheitert wären. That-
sächlich haben die Engländer auch innerhalb der Küstengrenzen ihrer
Insel seit Jahrhunderten nie einen Feind gesehen. Die letzte Schlacht,
die aus englischem Boden geschlagen ist, ist die von Sedgemoor 1685,
und man kann doch eigentlich den Herzog von Monmouth und seine
Anhänger nicht als Landesfeinde ansehen. Wie einst £enophon bei
dem Einsall des Epaminondas in Sparta von dem Schreck und der
Verwunderung der spartanischen Frauen berichtet: äre ovöejtote
Idovoai Ttohjulovg, so würde das heutzutage bei einer eventuellen
feindlichen Landung auch auf die englischen Frauen zutreffen. —
In weit höherem Maße bezieht sich aber der Anspruch der Eng-
länder, für das freiheitlichste Volk angesehen zu werden, aus die
innerpolitischen Verhältnisse, auf den Zustand der bürgerlichen Un-
abhängigkeit. Schon in einer Zeit, wo das übrige Europa noch in
knechtischer Barbarei schlummerte, hatte England sein Parlament,
seine Vertretung der Bewohner des Königreichs, und Eduard Iii.
schus durch die Teilung der parlamentarischen Körperschaft in ein
house of lorcls und ein house of conirnuns die Normen, unter
denen noch heutzutage der Wille und die Gerechtsame der Volksver-
tretung zum Ausdruck kommen. Macaulay rechnet von den Tagen
König Johanns bis zu dem Viktorianischen Zeitalter die Auseinander-
folge von 250 Parlamenten, und diese Thatsache einer altverbriesten
Mitwirkung des Volkes an allen gesetzgeberischen und finanziellen
Maßregeln imponierte Europa im vorigen Jahrhundert derart, daß
nach englischem Muster die sestländischen Verfassungen Europas
größtenteils eingerichtet wurden. Übrigens hat England keine Kon-
ftitution, wie unsere modernen Staateneinrichtungen, sondern diese
wird dort ersetzt durch eine Reihe altgeheiligter Grundgesetze, an
deren Spitze die magna charta libertatum und die erheblich spätere
Hadeaseoi'pns-Akte stehen. Soweit kann man ja nur sagen, daß
Englands Ruhmesansprüche in gewissem Sinne der Wahrheit und
den tatsächlichen Zuständen entsprechen. Aber man will der heutigen
englischen Volksvertretung, mögen nun die Abgesandten sich Wighs
oder Torys nennen, den Vorwurf nicht ersparen, zu sehr der Aus-
sluß oligarchischer Vesonderungen zu sein; und jedenfalls giebt doch
die Thatsache zu denken, daß eine Wahl zum Unterhause gegen
5000 Psund Sterling oder 100000 Mark Kosten durchschnittlich
verursachen soll. Viel einschneidender jedoch ist die Beleuchtung der
Frage, wie hat sich England in seinem Freiheits- und Gerechtigkeits-
gesühl gegenüber den Unterworfenen und den Kolonieen gestellt? Und
da werden wir wunderbare Dinge erfahren.
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Extrahierte Personennamen: Idovoai_Ttohjulovg Eduard_Iii Eduard Macaulay König_Johanns Johanns Wighs
Extrahierte Ortsnamen: Nelsons_Seesieg Sparta Europa England Europa Europas England Englands England
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Luxor und den Kolossalstatuen der acht größten Städte Frankreichs,
von denen allerdings die Straßburgs jetzt immer im Trauerflor er-
scheinen muß, gewährt wirklich das Achteck des Platzes den Eindruck
modern großstädtischer Pracht und eines ganz eigenartigen örtlichen
Reizes. Und doch hat sich hier in den Jahren 1793—94 ein Graus
und ein Jammer abgespielt, wie er wohl beispiellos in der Geschichte
dasteht. Hier stand die Guillotine, und hier sielen in der Revolutions-
zeit unter dem Fallbeil die Häupter des Königs, der Königin, der
Girondisten und endlich der Revolutionsmänner selbst, eines Danton
und zuletzt eines Robespierre. Wohl 3000 Menschen sind hier ge-
köpft worden, und Chateaubriand hat recht, wenn er sagt:, all das
Wasser der Welt genügt nicht, um das hier vergossene Blut hinweg
zu spülen.
Überschauen wir noch einmal, etwa vom Eiffelturm, diesem
Triumphe der modernen Technik, das Panorama der Riesenstadt.
Die Stadt selbst bedeckt einen Flächenraum von 78 □ km. Berück-
sichtigt man aber den Umfang des ganzen neuen Beföstigungsraums
einschließlich seiner ca. 70 Forts und vorgeschobenen Werke, der sich
über volkreiche Städte, wie Versailles, S. Germain :c., ausdehnt, so
erhält man eine Fläche von 1600 □km (29v2 □ Meilen). Das ist
eine Lagerfestung, mit der sich an Großartigkeit keine andere messen
kann. In Paris wohnen 21/2 Millionen Menfchen, wozu als grau-
fige Folie noch die 3 Millionen kommen, deren Gebeine in den Kata-
komben unter der Stadt liegen. Der ganze Eindruck der Stadt und
des Geländes ist der der Lieblichkeit, so daß, wie der Volksmund
sagt, sogar die Seine sich in diesen Erdenfleck beinahe vergafft hat,
in zahllosen Windungen immer wieder zurückkehrt und sich von Paris
gar nicht trennen will. Diese Windungen haben nun allerdings
physikalisch den Vorteil, daß der Fluß mit vermindertem Gefälle fließt
und, da er in der Stadt 3 — 5 111 tief ist, auch größeren Fahrzeugen
zugänglich bleibt. Dennoch ist Paris keine See- oder Handelsstadt
in großem Stile, wie etwa die namhafteren englischen Häsen; seine
Bedeutung ist mehr eine künstliche und beruht auf der gewaltigen
Centralisation des französischen Staates. Die Pariser Industrie in
dem Schmuck der Kleidung und Wohnung beherrscht die Mode in
ganz Europa, sein Bankwesen und seine wissenschaftlichen Institute
machen es zu einer Metropole weit über die Landesgrenzen hinaus.
Die Hauptsache ist, daß Frankreichs Könige und Machthaber es ver-
standen haben, in Paris alle Interessen Frankreichs zu konzentrieren
und in ihm den Mittelpunkt alles Fortschritts und aller lebendigen
Entwickelung zu schaffen. Das hat sogar nach einer Seite hin zu
offenbaren Nachteilen geführt. Denn das ganze Eisenbahnnetz in
Frankreich ist centralistisch in Bezug auf Paris angelegt, und da
Eisenbahnen bei der Landesverteidigung, wie Moltke sagt, höher zu
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Extrahierte Personennamen: Chateaubriand Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Luxor Frankreichs Eiffelturm Versailles Germain Paris Paris Paris Europa Frankreichs Paris Frankreichs Frankreich Paris
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Größe. Franz Drake 1580. Die Armada 1588. Die ostindische Handels-
compagnie 1600. Die anglieanische oder hohe oder Episcopalkirche: sie ver-
bindet protestantischen Geist mit katholischer Form, evangelische Kirchenlehre
mit katholischem Prunk; verehrt als Oberhaupt den König, hat zwei Erz-
bischöfe, von Canterbury und York, und hält an den 39 von Heinrich Viii.
aufgestellten Glaubensartikeln sest. Maria Stuart 1- 1587. Shakespeare,
Milton, Baco. Jacob I., der Maria Stuart Sohn, der erste Regent aus
dem Hause Stuart, vereinigt England mit Schottland. Karl I. fällt 1649
unter dem Beil. England wird Republik, Cromwell, ihr Protector, gewinnt
über Holland (Ruyter [Reiter], Tromp) die Oberhand, und die Obmacht zur
See, erwirbt im Kriege mit Spanien Jamaica und Dünkirchen. Navigations-
acte. f1658. Karlii. Die Testacte, die Habeascorpusacte. Torys und Whigs:
die königliche und die Volkspartei. Jacob Ii. muß fliehen, Wilhelm Iii.
(Wilhelm von Oranien) wird 1698 König. Unter Anna Ii. werden die Co-
lonien in Amerika vermehrt, die Hudsonsbailänder, Gibraltar, Minorca ge-
wonnen. Mit Georg I. kommt 1714 das Haus Hannover auf den Thron.
Isaak Newton (Njuten). Georg Ii. 1727—60. Georg Iii. 1760—1820.
Der 7jährige Seekrieg 1756—63 entscheidet am Ende Englands Herrschaft
zur See, zu der es durch Lage und Natur seiner Inseln, wie durch seine zahl-
reichen Flüsse und Buchten schon vorherbestimmt erscheint. (Gegenwärtig hat
England, der einzige unabhängige Inselstaat Europas, 37000 Handelsschiffe
und 900 Kriegsschiffe.) Zu der oceanischen Größe kommt nun am Ende des
18. Jahrhunderts der riesenhafte Aufschwung des industriellen Lebens, s. 7,
A. B. C. James Cook. Die Union der 13 nordamerikanischen Freistaaten
1783. 1801 wird Jreland mit Großbritannien zu Einem Reich und Parla-
ment vereinigt. 1805 Trafalgar (Nelson). Kontinentalsperre. Victoria,
seit 1837. Empörung von Jreland unter O'connell (f 1847). Krieg mit
dem Schah von Persien, mit China (der das Reich Frankreich und England
ausschließt), mit Bengalen (in Folge dessen die ostindische Compagnie auf-
gehoben), mit Frankreich und Türkei gegen Rußland (s. § 9, 5). -Hohe Blüthe
des innern Wohlstandes und Glückes. Das Schutzzollsystem, die Korngesetze,
die Navigationsacte fielen unter ihrer Regierung. Prinz Albert, von Coburg,
1- 1861.
Das Symbol der vereinigten 3 Königreiche ist die Rose für England, die
Distel für Schottland, ein Kleeblatt für Jreland.
6. Das Volk. Die Engländer, ein Volk von gedrungenem Körper,
Hellem Haar, langem und breitem Gesicht, langer Gestalt, hellem Teint, blauen
Augen, sind phlegmatischen, kühl besonnenen, verständigen, geschlossenen We-
sens, standhast, hartnäckig, tapfer, aristokratisch gemessen, kalt beobachtend,
zwar nicht unempfänglich für zarte und tiefe Empfindung, aber ohne Wärme
und Leidenschaft, und von einem merkwürdigen fchwermüthigen Ernst, der,
eine Wirkung ihrer nebelhaften Atmosphäre und ihrer glänz- und wärme-
losen Sonne, oft zur Krankheit, zum Spleen wird. Kein Volk hat so viele
Selbstmorde, und mancher hat sich nur aus Ueberdruß an der Langeweile des
Daseins das Leben genommen. Man findet bei ihnen nicht die gemüthliche
Heiterkeit des Deutschen, noch weniger die brausende Lustigkeit des Franzosen,
zu denen sie in jeder Beziehung im Gegensatz stehen; das Lachen ist bei ihnen
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Extrahierte Personennamen: Franz_Drake Franz Canterbury Heinrich_Viii Heinrich Maria_Stuart Maria Baco Jacob_I. Maria Karl_I. Cromwell Tromp Karlii Jacob_Ii Wilhelm Wilhelm Anna_Ii Minorca Isaak_Newton Isaak Georg_Ii Georg_Iii A._B._C._James_Cook Albert Ernst
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Holland Spanien_Jamaica Amerika Haus_Hannover Englands England Europas Persien China Frankreich England Bengalen Frankreich Coburg England Schottland
Boulogne; die elyfäifchen Felder (olzainpz elysöes), eine in Lustwald und Allee
bestehende halbstündige Fortsetzung des schönen Tuileriengartens, auf der sich
zu jedertages- und Jahreszeit ein unendlich anziehendes Bild bunten, dichten,
fröhlichen Treibens und Wogens darstellt, von Wallern, Reitern und Fahrern,
von Fiedlern, Gautlern und Theatern, von Ballwerfern, Ringspielern und Affen-
künstlern, von Musikbanden, Bänkelsängern und Kramhändlern, vonschaukeln,
Caroufsels und Rouletts, von Tanz-, Trink- und Thierbuden, von Blagueurs,
Flaneurs und Gamins; das Palais Royal, vor dem Brande von 1871 mit
prächtigen überdeckten Kaufhallen, glänzenden Kaffeehäusern und großem Gar-
ten, zwischen dessen schattigen Baumgängen, weichen Rasenteppichen, plätschern-
den Fontainen, schönen Blumenbeeten sich Tausende ergehen; der Gröve-Platz,
auf dem in den neunziger Jahren die Guillotine fo furchtbar arbeitete; derkirch-
Hof Pvre la Chaise (Pere la Chaise, ein Jesuit, war der Beichtvater Lud-
wigsxiv.), eine ungeheure, terrassenförmig aufsteigende, mit Cypressengängen,
Tempelhallen, gothischen Capellen, Mausoleen und Statuen und einer unend-
lichen Blumenpracht geschmückte Todtenstadt, die jährlich etwa 10000 neue
Gäste ausnimmt und wo u. A. Moli^re, Lafontaine, Bernardin de St. Pierre,
Laplace, Boildieu, Bellini, Ney, Mafsena, Lefevre ruhen. — Im südlichen
Stadttheil am linken Seineuser liegen zahllose Prachtpaläste von höheren
Lehranstalten (daher das Quartier Latin), z. B. die Sorbonne (die Univer-
sität), die Kriegsschule an dem Marsfeld, eines der größten und schönsten
Gebäude; das Hotel der Invaliden, ein riesiges, von Louis Xiv. erbautes
Prachtgebäude mit goldener Kuppel, das Tausende von alten und jungen In-
validen beherbergt, die Leichen von Turenne und Vauban, jetzt auch die Asche
Napoleons bewahrt; der Palast Luxemburg mit einem herrlichen Garten; die
Sternw arte; die(1871niedergebrannte)Manufacture desg obelins,die
Gemäldetapeten liefert, wundervolle, aber auch kostbare Gewebe, manche zu 40-
bis 50000 Francs im Preis, (Gobelins, diegründer, waren zwei Brüder aus
Rheims); das Pantheon, ein runder Tempel mit 32 korinthischen Säulen, den
„das dankbare Vaterland seinen großen Männern" errichtet hat und wo Vol-
taire, Mirabeau, Rousseau u. a. begraben sind; die Salpetriöre (früher eine
Salpeterfabrik), ein Hospital für Frauen, arme und irrsinnige, ein Palast mit
60 Fenstern Fronte: eine kleinestadt für sich mit Gärten und Feldern, Straßen
und Mauern, Märkten und Plätzen, in der Mitte eine Kirche; der botanische
Garten(jardin des plantes), der auch eine mit Thieren aus allen Himmels-
gegenden, aus Island und Java, vom Ganges und Nil, vom Senegal und
den Cordilleren bevölkerte Menagerie einschließt. — lieber die obere Seine
führen die Brücke von Austerlitz, die Brücke Louis Philippe, die Brücke von
Arcole, die Pont neuf, zwischen denen auf einer Insel der Seine die Cit6
(Altstadt) liegt mit der altehrwürdigen Kathedrale Notre-dame, einem schönen
gothischen Bau, der Reiterstatue Heinrichs Iv. und dem Justizpalast, wo das
Revolutionstribunal seine schrecklichen Sitzungen hielt und in dessen berüch-
tigter Coneiergerie die Königin Marie Antoinette und auch Robespierre ihre
letzten Stunden verlebten; die Pont des Arts führt nach dem Institut de
France mit feinen vier Academien für alle Zweige der Kunst und Wissenschaft.
Heber die untere Seine führt die Pont Royal (nach den Tuilerien), Pont de
la Concorde (nach Palais Bourbon, der Deputirtenkammer), die Brücke der
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1415
Europa. Das bereinigte Königreich Großbritannien und Jreland.
Wildes, mehr der Bewegung, der Leibesübung wegen, daö Angelvergnügen, welches oft
Monate lang von Einzelnen in tiefer Einsamkeit mit einem mannigfaltigen Angelapparat, mit
künstlichem Köder, Haarfliegen leidenschaftlich alö Leibes- und Augenubung betiieben wird;
Hahnen - und Hunde kämpfe u. v. A. Alle diese Vergnügungen werden systematisch erlernt
und mit großem Srnst, großer Kennerschaft, vorzüglich eifrig von den höhern Standen betrieben,
dabei werden Wetten von i — 3 — 5000 und mehr Guineen gewonnen und verloren, an dem
ganzen Vorgänge der lebendigste Antheil genommen; die mit Körperkraft und Gewandtheit ver-
bundenen Spiele werden besonders von den höhern Ständen betrieben und Sports genannt;
gute Wettruderkähne, Kampfhähnc u. f. w. sehr theuer bezahlt. — Groß ist die Spiel Wuth
der Engländer, die in den zahlreichen Spielhöllen, heimlichen Spielhäusern ausgebeutet
und die ihr Ergebenen ausgebeutelt, ihrer Leidenschaft Opfer werden. Zahlreiches Club wesen
aller Art; an den öffentlichen Orten, in den Kaffeehäusern die einzelnen Gäste durch Barrieren
von einander getrennt; ähnliche Abtheilungen in den Kirchen.
Das Familienleben einfach, still, schlicht, die Tagesordnung feststehend; die Frauen
zumeist von stolzem Wuchs, zarter Hautfarbe, seelenvollen, meist blauen Augen, genießen eine
sehr sorgfältige Erziehung, die weniger nach Außen gerichtet ist, Ordnung und Unterwürfigkeit
bezweckt, Sorgfalt bei der Mutter, Ächtung bei der Tochter, Kenntniffe in der englischen, fran-
zösischen , zum Theil auch in deutscher Literatur, dem Manne unterworfen auch in den kleinsten
Dingen, im Allgemeinen aber auch in der größten Achtung stehend; sie gehören zu den ausge-
zeichnetsten Frauen in Europa; Schönheit, Ergebenheit in ihre Pflichten, mannigfaltige Bildung,
reich begabter Geist und die Vereinigung dessen, was daö Glück der Familie, den Reiz der Ge-
sellschaft bildet; die Kinder in geziemender Ehrfurcht, schweigsam, zurückhaltend, bescheiden; die
Knaben kommen frühzeitig aus dem Hause; der ganze Hausstand ist zweckmäßig eingerichtet,
unverrückt regelmäßig geordnet, der Engländer bleibt in seinem Hause Ordner und Hausherr,
gemüthlich nimmt er seinen Gast auf, ohne ihm sein Haus, seine Hausordnung Preis zu geben,
er mutz sich in dieselbe fügen; 9—10 Uhr ist der Morgenimbiß, 1 — 2 das Gabelfrühstück,
lunch, 6 — 7 Uhr die Haupttafel; der poiirte, oft kostbar geschmückte Kamin des Wohnzimmers
ist Kern und Mittelpunkt des gemüthlichen Familienbeisammenseins beim Thee im Herbst und
Winter; von Zeit zu Zeit werden in der vornehmen Welt große Thee- und Abendkreise, routs,
in den zumeist engen Wohnungen gegeben, zu denen sich Hunderte einfinden, deren Namen beim
Eintreten ausgerufen werden, und die sich, nachdem sie sich dem Hausherrn und der Hausfrau
vorgestellt haben, nach kurzem Verweilen in den vollgepfropften Zimmern bald wieder empfehlen;
Tabakrauchen ist in Gesellschaften ungewöhnlich, ist nur dem niedrigsten Haufen eigen; selbst in
den Gasthäusern muß man sich der Hausordnung fügen. Die ganze Wohnlichkeit trägt neben
dem Comfort oder der gemüthlichen und gehabigen Hauswohlheit überall das Gepräge der
größten Reinlichkeit und Ordnung. In den allermeisten Häusern beginnt und beschließt man den
Tag mit Morgen- und Abendandacht, man liest ein Kapitel aus der Bibel, das Familienhaupt
fügt eine erbauliche Anwendung dazu und faßt dann Alles in einem kurzen Gebete zusammen,
das von Allen knieend verrichtet wird; häufig sind kleine oder größere Orgeln in den Privat-
häusern. Diese geschlossene, patriarchalische, wohlgeordnete und geregelte Häuslichkeit macht daö
Haus zur rechten Pflanzstätte des Staats, das Volk zu einem Kernvolke. Einen sehr wohl-
thätigen Einfluß auf den Volkscharakter übt die Vorliebe der höhern Stände für das
Landleben aus, ihr verdankt zum Theil auch der englische Adel seine leiblichen Vorzüge, durch
die er sich im Allgemeinen auszeichnet.
Mehr als man bei einem so freien Volke erwarten sollte, sind die verschiedenen Rang-
klassen begrenzt und abgeschlossen, welche in Geburt, Stellung und Reichthum ihre Wurzeln
haben; im Ganzen gilt in England die vornehme Geburt außerordentlich viel. Dem Königs-
hause zunächst steht der hohe Adel, Nobility, zu dem die höchsten weltlichen und geistlichen
Relchöräthe, Peer« oder Lords, gehören, welche Sitz im Oberparlament haben; unter ihnen
nimmt der Erzbischof von Canterbury die erste, der Lordkanzler die zweite, der Erzbischof von
York die dritte Stelle ein; ihnen folgen die Noblemen oder Herzoge, Dukes, die Marquis,
die Grafen oder Earls, die Vicegrafen oder Viscounts, die Bischöfe und die
Barone, alle mit verschiedenen Abzeichen, Titeln und Rechten. Der hohe Adelstand haftet auf
der Familie, vererbt von väterlicher Seite ohne Rücksicht der mütterlichen Abstammung auf deu
ältesten ehelichen Sohn, oder in Ermangelung von Söhnen auf die älteste Tochter, die nach-
gebornen Sohne erhalten eine Abfindung, treten in den zweiten Stand; bei kinderlosen Familien
tritt der Aeltcste der Familie in dieselben Rechte; die ältesten Söhne des Lords führen bei Leb-
zeiten des Vaters eine um einen Grad niedere Titelstufe, die der Herzöge werden Marquis, die
der letztem Graf u. s. w., die übrigen Söhne Lords genannt. Der zahlreiche Landadel oder
Oentry, die Gentlemen, bildet die 2te Stufe, in welcher die Baronets, die Ritter oder
90*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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1442 Europa. Das bereinigte Königreich Großbritannien und Jreland.
Datz Unterhaus, daö Hauö der Gemeinen, House of Commons, besteht
aus den ans je 7 Jahre gewählten Abgeordneten der Grundbesitzer und der Städte; von
seinen 658 Mitgliedern gehören 471 England, 29 Wales, 53 Schottland, 105 Jreland an.
Wähler- ist Jeder, der 10 Pfund Sterling Haus- oder Gutszins zahlt, was bei England
und Schottland h/,9 der Bevölkerung, in Jrelanv weniger beträgt; wählbar sind Männer
mit wenigstens festen 600 Pfund Sterling Einkommen in den Grafschaften, mit 300 Psd.
in den Städten. Die Sitzungen finden vom Februar bis Juli statt; wer in den Staats-
dienst tritt, verliert den Sitz, muß sich einer Neuwahl unterwerfen; kein Parlamentsmitglied
darf während der Sitzung, noch 40 Tage vor- und nachher verhaftet werden; kein Peer
kann im Unterhause Sitz erhalten; jeder sitzt, wo es ihm beliebt; den Vorsitz führt im
Unterhause der Sprecher. Die Reden werden, vom Platze aus gehalten, gegen den Spre-
cher des Hauses gerichtet; die Abstimmung geschieht durch Ja und Nein, oder durch Zählen.
Jeder Gesetzentwurf oder Bill muß 3mal durch das Haus gehen, dann erst wird er in das
Oberhaus gebracht; erst wenn dieses auch seine Einwilligung gegeben und der König seine
Zustimmung gegeben, wird er zum Gesetz, act of Parliament ; dem Könige steht das ab-
solute Veto zu; doch erlangt ein zweimal vom Könige verworfener Parlamentöbeschluß Ge-
setzeskraft ohne die königliche Zustimmung, wenn er zum dritten Mal durch beide Häuser
gegangen ist; man sucht diesem Umstand durch die Auflösung oder Vertagung des Parla-
ments zu begegnen; nicht selten treten bei solchen und ähnlichen Gelegenheiten die Minister
von ihren Posten zurück, und es findet eine Neubildung des Ministeriums statt. Die Ge-
setzeovorlagen können von der Regierung, von den Gliedern des Ober- und Unterhauses
eingebracht werden. Zuweilen dauern die Sitzungen 14—15 Stunden, bis über Mitternacht
hinaus, durchschnittlich 8—9 Stunden. Von 1800 — 1850 sind 14,362 Parlamentßakte er-
lassen worden. Auch können die Gesetzvorschläge zuerst im Oberhanse berathen und dann
ins Unterhaus gebracht werden. Aus den parlamentarischen Kämpfen haben sich parlamen-
tarische Parteien gebildet, zunächst die Tories und die Wighö, von denen jene die wahre
Wohlfahrt des Volks durch eine Verstärkung der königlichen Macht in Verbindung mit dem
hohen Adel, diese in der Vermehrung der Volksgewalten oder des demokratischen Elements
erstreben; sie haben sich in neuerer Zeit noch weiter in gemäßigte Tories, gemäßigte Wighs,
in Conservative, Reformers, Radikale zerspalten. Im Ganzen ein reges politisches Leben.
Der König oder die Königin ist fast nur Träger der Idee des Königthums, er ist
für die Regierungsmaßregeln nicht verantwortlich, die Verantwortlichkeit trifft sein Ministe-
rium; er muß Glied der anglikanischen Kirche sein, kann zum Gemahl nur einen ebenbürti-
gen Protestanten nehmen, der Gemahl der Königin wird nicht Köniy; die Civilliste des
Königthums ist größer als in andern eonstitutionellen Staaten; sie betragt 355,000 Psd. St.,
wovon 60,000 ganz zur freien Disposition stehen. Die Etiquette am Hose ist sehr streng.
An der Spitze der ganzen Staatsverwaltung steht der Ge he im e Rath, in den
die intelligentesten Männer des Staats berufen werden, ein Ausschuß von 12 Männern aus
demselben bildet den Kabinetsrath oder das eigentliche Staats-Ministerium.
Die Seele desselben ist der jedesmalige Premierminister, kurzweg Premier genannt,
welcher die Glieder des Ministeriums erwählt und zugleich erster Lord des Staats-
schatzes, First Lord of the Treasurh, ist; dieser wird von einem Finanzminister, Chan-
cellor of the Exchequer, verwaltet; ihm zur Seite stehen. 3 Staatssecretaire, Secre-
taries os State, für das Innere, für die auswärtigen Angelegenheiten, für die Colonien.
Der Lord Großkanzler, High Chancellor, ist eine andere wichtige Person des Kabinets
und immer Präsident deö Oberhauses; er ist zugleich auch Großstegelbewahrer, die übrigen
Glieder sind der Präsident des geheimen Raths, Erster Lord der Admiralität, Präsident des
Controllamts für die ostindischen Angelegenheiten, Präsident des Handelsamtes und Münz-
meister, Kanzler deö Herzogthums Lancaster, der Zahlmeister der Armee und Schatzmeister
der Flotte; daö Amt eines Privatsiegelbewahrers ist nur eine Sinecure. Das Großschatz-
meisteramt und daö des Großadmirals werden jetzt von einer Commission Mehrerer verwaltet.
Im Ganzen ist die Verwaltung sehr einfach und wenig kostspielig, ein Beamten-
stand, wie in den meisten europäischen Staaten, nicht vorhanden, die Bureaukratie, das
Kreuz vieler Staaten, ist fast unbekannt; die Aemter sind Ehrenstellen, zu deren Verwaltung
ohne alle Geldentschädigung, ohne alles persönliche Interesse, nur zur Förderung des Ge-
meinwohls sich befähigte Männer in großer Zahl drängen; sie werden von ihres Gleichen
gewählt, von der Regierung bestätigt. Dahin gehören die in den größern und kleinern Be-
zirken mit der Polizeigewalt und der richterlichen Gewalt für kleinere Sachen betrauten
Friedensrichter, denen die Constabler als ausführende Gewalt zur Seite stehen,
ferner in den Städten die Mitglieder des Gemeinderaths, Common-Council, das Collegium
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Extrahierte Ortsnamen: Europa England Schottland England Schottland Jrelanv Kabinetsrath
1441
Europa. Daö vereinigte Königreich Großbritannien und Zreland.
8. 34. Der Staat ist ein durch das Parlament beschranktes, auch in weib-
licher Linie erbliches Königthum; das Staats gründ ge setz ist die ma Zns
ebarts, erweitert und näher bestimmt durch das Londoner Statut, durch die
Petition of Righs, durch die Habeas-Corpus-Akte, durch die Bill and
Declaration of Righs and Succession. Die Unionsakten zwischen Eng-
land und Schottland oder Großbritannien, 1707, und zwischen Großbritannien und Ire-
land 1800 vereinigen die 3 Königreiche zu einem gleichmäßigen Ganzen mit gleichen
Gesetzen und Rechten; der den irischen Katholiken bis dahin verweigerte Eintritt ins Par-
lament ist durch die 1829 erlassene Emancipations-Akte auch gewährt; durch die
Reform-Akte, 1832, ist die Vertretung dergemeinden im Parlament neu geordnet,
eine gleichmäßigere Vertretung der Mittelklassen im Unterhause herbeigeführt.
Die Magna Charta, der große Freiheittzbries detz englischen Volkes, wurde durch
die großen Barone detz Reichs am 19. Juni 1215 dem Könige abgenöthigt, durch sie ver-
zichtete die königliche Gewalt auf jede Willkür, wurde datz Versprechen gegeben, keinen freien
Mann ohne Untersuchung in gefänglicher Hast zu behalten oder seiner Güter zu berauben,
jeden nur durch seines Gleichen richten zu lasten. Datz 1297 vollzogene Londoner Sta-
tut setzte fest, daß keine Steuern ohne Einwilligung der Gemeinden ausgeschrieben werben
dürfen; durch die Petition of Rights wurden 1628 unter Karl >. alle früheren Landeö-
privilegien erneuert und bestätigt. Die entschiedene Hinneigung Jakob 1. zum Katholicis-
mus und seine willkürlichen Regierungsmaßregeln führten 1679 die Ha beab-Corpus-
Akte herbei, durch welche die Sicherheit der Personen vermehrt wurde, indem selbst bei
Aufruhr nur nach Verlesung der Aufruhr-Akte dabei betheiligte Personen verhaftet werden
dürfen, aber nach 24 Stunden verhört oder gegen Bürgschaft freigegeben werden müssen,
wenn sich nicht der begründete Verdacht eines schweren Staatsverbrechens herausstellt; nur
bei außerordentlichen Verhältnissen darf diese Akte unter Verantwortlichkeit der Regierung
außer Kraft gesetzt werden. Die Bill and Declaration of Rights and Suc-
cession, durch die Gewaltmaßregeln Jakob Ii. gegen den Protestantismus >668 herbei-
geführt, bestimmt, daß ohne besondere Genehmigung detz Parlaments kein Gesetz gegeben,
abgeschafft, verändert, kein Kriegtzheer zu Friebentzzeiten geworben und gehalten werden
darf, die Parlamentswahlen sollen ohne Einwirkung der Regierung bleiben, unbedingte
Redefreiheit den Parlamentsmitgliedern im Parlament zustehen, nur diesem zu rügen freistehen.
Datz Parlament ist die Versammlung der Reichsstände, vertritt die Rechte der verschie-
denen Stände des Volks und besteht seit 1258 aus 2 Häusern, dem Oberhause oder der
Peerökammer und aus dem Unterhause oder dem Hause der Gemeinen. Das
Oberhaus, House of Lords, die Peerskammer (Paretz, die Gleichgestellten), besteht
aus den Prinzen von Geblüt, nutz sämmtlichen Familienhauptern des hohen englischen Adels,
die erblichen Peers von England, sowie 16 aus dem schottischen und 28 aus dein hohen
irischen Adel gewählte Peers, ferner 30 geistliche Peers, nämlich die 26 englischen Erzbischöfe
und Bischöfe und 4 gewählte irische Bischöfe; die jedesmaligen 12 Lords Oberrichter sind
durch ihr Amt Mitglieder der Peerskammer, haben aber nur berathende Stimmen; der
Krone steht daö Recht zu, die Peerözahl zu jeder Zeit zu vermehren. Gegenwärtig enthält
das Oberhaus 3 Prinzen, 2 englische, 1 irischen Erzbischof, 20 Herzöge, 22 Marquis, 138
Earls, 28 Viscounts, 24 engliche, 3 irische Bischöfe, 212 Barone. Den Vorsitz führt kraft
seines Amtes der Lordgroßkanzler, der bei seinem Amtsantrittt immer zum Peer ernannt
wird, Mitglied des Ministeriums und zugleich oberster Richter detz Landes ist; daö Ober-
haus selbst^ ist _ auch^ als oberster Gerichts- und Appellationbhof zu betrachten. Der König
oder die Königin eröffnet und schließt das Parlament im Oberhause, läßt dazu die Mit-
glieder des Unterhauses bor die Schranken destelben laden, sitzt aus dem Throne, unter
demselben aus einem Wollsacke der Lordkanzler, davor die übrigen Peers auf ihren Sitzen,
die Bischöfe besonders, die Mitglieder nicht nach Rangklasten sondern nach politischer Rich-
tung geschieden; bei Abstimmungen spricht jedes Mitglied seine Zustimmung durch sein con-
tení, seine Nichtzustimmung durch sein non contení aus, jedem steht das Recht zu, seine
Stimme zu übertragen, seinen Protest gegen eine ihm ungerechte Maßregel in die Bücher
des Hauses einzutragen; tritt das Oberhaus als Appellationshof zusammen, so entfernen
sich gewöhnlich die nicht juristischen Mitglieder, die Entscheidung der zurückgebliebenen Ju-
risten ist aber doch für alle verbindlich. Nach den königlichen Prinzen hat der Erzbischof
von Kanterbury den ersten Rang. 1
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Extrahierte Personennamen: Karl_> Karl Jakob Jakob_Ii Kanterbury
Extrahierte Ortsnamen: Europa Schottland Paretz England